Interview unserer Steinmetz- und Bildhauer-Meisterin Diana Kerner veröffentlicht in der Regionalpresse im Januar 2021

Interessante Berufe: Steinmetzin / nicht nur was für „echte Kerle“

Bad Staffelstein. Steinmetze gibt es einige in der Region, die wenigsten aber sind weiblich. Die Bad Staffelsteinerin Diana Kerner ist eine von ihnen und sie hat vor kurzem für ihr keltisches Ornament eine besondere Auszeichnung erhalten.

Frau Kerner, eine etwas unübliche Frage vorweg: wie ist denn die Bezeichnung für einen weiblichen Steinmetz? Steinmetzin? Frau Steinmetz? (Sie lacht) In der Tat heißt es entweder Steinmetzin oder Steinmetzgesellin.

Sie sind sogar Steinmetz – und Bildhauer-Meisterin: Was sind Grundtugenden, die man für diesen Beruf mitbringen muss? Man braucht schon handwerkliches Geschick und Kreativität. Dass man selbstständig arbeiten kann, ist ebenfalls sehr wichtig.

Warum gibt es nicht mehr Frauen in diesem Beruf? Das kann ich nicht genau sagen. Ich denke aber, dass es mehr wird. Frauen haben ja eigentlich einen Vorteil gegenüber Männern: sie können sich mehr kreativ verwirklichen.

Wie entstehen ihre Entwürfe und wie gelangen sie zur Umsetzung? Da gibt es zum einen meine eigenen Ideen: ich zeichne meine Entwürfe im Büro auf, dann suche ich mir einen passenden Stein. Der wird zuerst sandgestrahlt. Dann kommen die Einmeißel-Arbeiten per Hand und zuletzt – zumindest bei den Grabsteinen – die Tönungen. Man will die Schrift oder die Ornamente ja auch bei Regen noch erkennen können. Die Tönungen mache ich selbst, bei Strahlenkränzen vergolde ich auch.

Wie sieht es mit Auftragsarbeiten und Bestellungen aus? Meist haben die Kunden schon eine Vorstellung von dem, was sie möchten, sei es aus einem der ausgelegten Kataloge oder wenn sie sich schon auf Friedhöfen oder in Ausstellungen umgesehen haben. Da mach ich dann höchstens noch Vorschläge oder ein paar Anregungen und wir besprechen die Arbeit gemeinsam.

Gleich drei Fragen in einer: Was war denn das bislang aufwändigste oder das größte oder auch das kurioseste Stück, das Sie angefertigt haben? Das Aufwendigste, an dem ich mitarbeiten durfte, war das Größte zugleich: ein Projekt der Steinmetzmeisterschule Aschaffenburg. Unsere Klasse beteiligte sich 2001 am Wiederaufbau der berühmten Dresdner Frauenkirche. Dabei wurden insgesamt 13 Steine für ein Schmetterlingsgesims bearbeitet. Alle Schüler unserer Schule beteiligten sich, plus die Steinmetze aus der Aschaffenburger Umgebung.

Waren Sie da nicht in Dresden vor Ort? Nein. Das Gesims wurde bei uns in Aschaffenburg restauriert und ist erst nach der Fertigstellung von den Dombau-Steinmetzen wieder an die Frauenkirche angebracht worden.

Es befindet sich an einem der vier Treppentürme der Kirche, in rund 20 Metern Höhe. Etwa zwei Woche haben wir daran gearbeitet.

Wie hat sich der Beruf Steinmetz gewandelt: gibt es Erleichterungen durch die moderne Technik oder ist „Handarbeit “ nach wie vor das Wichtigste ? Die moderne Technik kann unterstützen und viele Arbeiten erleichtern. Sie ermöglicht es, die Arbeitszeit zu verkürzen. Dennoch ist Handarbeit, vor allem beim Bearbeiten von Grabinschriften und Ornamenten unerlässlich. Die werden nach wie vor hauptsächlich mit der Hand gearbeitet – wobei es auch hier Erleichterungen gibt durch den Einsatz von Druckluft-Hämmern oder Sandstrahlgebläsen.

Gibt es so etwas wie eine Lieblingstägigkeit im Rahmen ihres Berufes? Oder gibt es etwas, das Sie gar nicht so gerne tun? Da wir in unserer Firma viele verschiedene Bereiche haben, kann man das, denke ich, nicht an einer bestimmten Tätigkeit festmachen. Besonders gerne mache ich tatsächlich die Bearbeitung von Ornamenten: Rosenmotive und Ähren gefallen mir besonders gut. Was ich ungerne tue? (Grinst verlegen) Nein, da fällt mir nichts ein. Ich gehe jeden Tag gerne auf die Arbeit!

Was war bislang ihr Lieblingsstück, das Sie erstellten? Wo steht es: privat oder für die Öffentlichkeit zugänglich? Mein Lieblingsstück, das ich bearbeiten durfte, ist ein Familienwappen aus rotem Mainsandstein. Ein wunderschönes Relief. Es befindet sich auf dem Privatgrundstück der Familie Angermüller in Creidlitz bei Coburg. Die Familie betreibt einen Pferdepension-Betrieb.

Das Wappen war bereits aus Holz gefertigt. Zum 60. Geburtstag des Vaters war der Wunsch entstanden, es auch aus Stein zu arbeiten, um es an der Außenwand der Stallung anzubringen.

Wurde das dann aufgehängt oder aufgestellt? Ein Schmied hat dafür extra ein Metallgestell angefertigt und es wurde daran aufgehängt.

Wo oder an was würden Sie gerne einmal mitarbeiten? Sagen wir es so, ich bin gerne in meiner Werkstatt, in meiner „Schriftbude“. (Sie lacht herzhaft).
Schriftbude? Das war die alte Bezeichnung von früher, als an dieser Stelle in den 1960-er Jahren noch eine Scheune, statt der Werkstatt stand. Die Grabinschriften stammten früher sozusagen aus der Scheune. Die Scheune ist weg, der Name ist geblieben.

Sie sind Steinmetzmeisterin und Bildhauermeisterin. 2002 haben Sie ihr Meisterstück angefertigt: ein „keltisches Ornament“ – was ist das, was kann man sich darunter vorstellen? Als Meisterstück habe ich ein Grabmal in Kreuzform mit keltischen Ornamenten entworfen und in der Steinmetzschule Aschaffenburg angefertigt. In Bayern gibt es nur zwei Meisterschulen für Steinmetze: In Wunsiedel und in Aschaffenburg. Staatliche Fachschulen für Steinmetz-Arbeiten, also die „normale Berufschule“, gibt es mehrere.

Inspiriert haben mich die Keltenkreuze der Britischen Inseln und Irlands. Die ursprünglichen Kreuze befinden sich nicht auf Grabstätten, sondern markieren ein besonderes Gebiet oder „heiliges Land“. Es waren auch Treffpunkte, an denen rundherum Feiern abgehalten wurden.

Leider hatte ich bis jetzt noch keine Gelegenheit, so eine Stätte zu besuchen. Im Oktober 2020 führte die Meisterschule Aschaffenburg einen Wettbewerb durch, um aus den 252

Meisterstücken der letzten 20 Jahre die 20 Besten auszumachen. Meine Arbeit erreichte den neunten Platz – was mich schon ein bischen stolz machte. In diesem Zuge habe ich auch eine Urkunde überreicht bekommen.

Waren Sie da die einzige weibliche Schülerin, beziehungsweise Gesellin? In meinem Schuljahrgang 2001/ 2002 waren wir insgesamt 13 Schüler, hiervon drei Frauen.

Haben Sie ihren Meisterbrief zuhause oder im Betrieb? Mein Meisterbrief befindet sich im Kundenbesprechungsraum unserer Firma.

Wie gehören Sie zur Steinmetzfirma Kerner? Ich bin Gesellschafterin und die Tochter vom Chef, Michael Kerner.

Wie alt sind Sie? Ich bin 41.

Vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellte Monika Schütz.

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